Wärmepumpen-Datenlogging: Von S0 bis HAN-Port

Timon Bucher
ca. 6 Minuten Lesezeit

Sauberes Datenlogging verwandelt komplexe Heizanlagen in transparente Systeme. Wer Betriebsdaten strukturiert erfasst, erkennt Lastprofile, Taktung und Abtauzyklen und kann die Heizkurve präzise absenken. So sinkt die elektrische Aufnahmeleistung, während Komfort und Planbarkeit steigen.

Ein klar definierter Messpfad von der Quelle bis zur Visualisierung ist entscheidend. Erst wenn S0-Impulse, HAN-Port-Werte und interne Register synchron und plausibilisiert vorliegen, lassen sich belastbare Aussagen zu Effizienz und Betrieb treffen. Daraus entsteht die Basis, um gezielt zu optimieren, statt nur gefühlt zu justieren.

Effizienzkennzahlen von Wärmepumpen richtig lesen

Zwei Kennzahlen führen: COP und JAZ. Der COP bildet das Verhältnis aus abgegebener Wärme zu elektrischer Leistung bei einem bestimmten Arbeitspunkt ab. Eine geringe Temperaturdifferenz zwischen Quelle und Vorlauf hebt ihn, während hohe Vorlauftemperaturen ihn drücken. Die JAZ führt das über das Jahr zusammen und zeigt, wie konstant das Gesamtsystem arbeitet.

Wichtig ist die Messmethodik. Elektrische Aufnahme über S0 oder HAN, Wärmeabgabe über Wärmemengenzähler mit ΔT und Volumenstrom: Erst diese Paarung verhindert Fehlinterpretationen. Invertertechnik stabilisiert die Vorlauftemperatur und reduziert Taktung, sofern die Regelung sauber abgestimmt ist.

In der Praxis hat sich ein Dreiklang bewährt: S0-Schnittstelle am Energiezähler, HAN-Port des Smart Meters und interne Signale via Modbus. S0 liefert hochauflösende Arbeit und Leistung, der HAN-Port ergänzt Momentanleistung, Tarifregister und Zeitstempel, Modbus erschließt Vor-/Rücklauf, Verdichterdrehzahl und Statusbits.

Ein Edge-Logger bündelt diese Ströme, versieht sie mit konsistenten Zeitstempeln und schreibt sie in eine Time-Series-Datenbank. Mit Home Assistant entsteht eine robuste Integrationsschicht, die Visualisierung und Automationen zusammenführt. So wird Effizienz nicht nur sichtbar, sondern regelbar.

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Kältemittel-Trends bei Wärmepumpen

Die Wahl des Kältemittels prägt Effizienz, Förderfähigkeit und Zukunftssicherheit einer Wärmepumpe. R32 ist verbreitet und funktioniert solide, zeigt jedoch bei hohen Vorlauftemperaturen teils sinkende COP-Werte. R290 punktet mit niedrigerem Klimaeinfluss und bleibt bei 65–75 °C Vorlauf häufig stabil, was Bestandsgebäuden mit Radiatoren zugutekommt.

Datenlogging schafft hier Fakten. Durch die Korrelation von Temperaturhub, Vorlauftemperatur und realem COP über verschiedene Lastpunkte lässt sich die passende Gerätestrategie ableiten. So wird deutlich, wann eine Heizkurvensenkung möglich ist und welche Reserve die Inverterregelung noch bietet.

Vergleich R32 vs. R290 — Praxisnutzen durch Logging

Aspekt R32 R290 Praxisnutzen durch Logging
Effizienz bei hohem Temperaturhub solide, COP sinkt >55 °C stabil bis 65–75 °C COP über Lastpunkte bilden, Hub vs. Vorlauf korrelieren
Inverter/Regelung breit verfügbar sehr gute Modulation Verdichterdrehzahl prüfen, Taktung minimieren
Förderkulisse perspektivisch eingeschränkt förderfreundlich Entscheidung mit realen JAZ-Trends absichern
Bestandsgebäude größere Heizflächen helfen vorteilhaft bei höherem Vorlauf Heizkurve datenbasiert senken

S0-Impulse sauber erfassen

Die S0-Spezifikation setzt auf Open-Collector/Optokoppler: Eine galvanische Trennung, sauberer Pull-up und entstörte Versorgung verhindern Fehlimpulse. Die Impulsrate des Zählers (z. B. 1000–2000 Imp/kWh) muss zum Logging-Intervall passen, damit Lastsprünge und Abtauphasen erkennbar bleiben.

GPIO-basierte Lösungen zählen Flanken latenzarm, USB-Dongles vereinfachen die Integration am Mini-PC. In Home Assistant werden Impulse zu kWh aggregiert und als Momentanleistung berechnet. Zusammen mit einem Wärmemengenzähler entsteht so die Grundlage, um COP korrekt zu berechnen und Taktung sichtbar zu machen.

Smart Meter und Sperrzeiten für Wärmepumpen nutzen

Der HAN-Port liefert Momentanleistung, Import/Export-Zählerstände und Tarifinformationen in Echtzeit. Diese Signale zeigen, wann die Anlage läuft, wo Lastspitzen entstehen und wie Sperrzeiten den Betrieb beeinflussen. Ohne Cloud-Umweg sinken Latenzen, was für Automationen mit PV-Überschuss essenziell ist.

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In Sondertarifen markieren OBIS-Codes die Zuordnung zu HT/NT, während Sperrlogiken netzbetreiberseitige Anforderungen abbilden. Mit diesen Daten lassen sich Ladefenster für Warmwasser oder Puffer klug schieben. Gleichzeitig bleibt die JAZ im Blick, damit kurzfristige Temperaturanhebungen nicht langfristig Effizienz kosten.

Interne Register, Modbus und Edge-Logging

Modbus-Register öffnen die Details: Vorlauf, Rücklauf, Quellentemperaturen, Verdichterdrehzahl, elektrische Aufnahme, abgegebene Heizleistung sowie Statusbits für Abtauung. Schnelle Signale werden im 1–5-Sekunden-Raster gepollt, langsamere Größen in 10–60 Sekunden. Während Abtauereignissen hilft eine höhere Rate.

Edge-Logging sorgt für Datensouveränität und Ausfallsicherheit. Ein schlanker Collector publiziert per MQTT in eine Zeitreihendatenbank (z. B. InfluxDB oder TimescaleDB). Retention-Policies und Downsampling halten Datenmengen beherrschbar und sichern zugleich langfristige JAZ-Trends.

Visualisierung, PV-Kopplung und Wartung bei Wärmepumpen

Grafana-Dashboards bringen Struktur in die Analyse. COP-Heatmaps über Außentemperatur und Vorlauf zeigen, wie der Temperaturhub wirkt. Abtau-Analysen markieren Phasen hoher elektrischer Leistung bei geringer Wärmeabgabe. Regelmäßige Validierung gegen Hersteller-Datenpunkttabellen stärkt das Vertrauen in die Messkette.

Mit PV lässt sich Eigenverbrauch steigern: Überschüsse heben zeitweise Puffer- oder Warmwassertemperaturen an, solange die JAZ stabil bleibt. Alarmregeln überwachen Starts/h, lange Abtauphasen und Drifts zwischen elektrischer und thermischer Leistung. So bleiben Wärmepumpen unterschiedlichster Art effizient, leise und planbar im Betrieb.

Praxisleitfaden: Setup, Sicherheit, Compliance

Der Einstieg beginnt am Zähler: galvanisch getrennter S0-Reader, korrekt dimensionierte Pull-ups, kurze geschirmte Leitungen. Für den Smart Meter wird der HAN-Port beim Messstellenbetreiber freigeschaltet; lokale Auslesung erhöht Robustheit und Datenschutz. Modbus-Polling konservativ wählen, Buslast gering halten und Updates zeitnah einspielen.

Sicherheitsseitig helfen Rollen, Verschlüsselung und saubere Zeitquellen via NTP. Messqualität steigt durch Median-Filter, IQR-Erkennung von Ausreißern und deklarierte Lückenfüllung. In der Summe entsteht ein System, das reale Effizienz sichtbar macht und Wärmepumpen im Alltag zuverlässig optimiert.

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Timon Bucher
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