Hinweis: Ich bin weder Initiator dieses Projekts noch dafür verantwortlich und repräsentiere auch nicht das BMZ. Ich versuche lediglich neutral und objektiv über dieses Thema zu informieren.
Die sogenannte Gig Economy ist geprägt durch eine Vielzahl an kurzfristigen Arbeitsaufträgen (Gigs), die häufig über Online-Plattformen vermittelt werden. Dabei unterscheidet man zwischen Cloudwork, das komplett digital stattfindet (z. B. Programmier- oder Designjobs), und location-based work, die zwar online vergeben, aber offline an einem bestimmten Ort ausgeführt wird (etwa Fahr- oder Lieferdienste).
Schätzungen zufolge verdienen rund 40 Millionen Menschen in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommensniveau ihren Lebensunterhalt entweder teilweise oder vollständig in dieser Gig Economy – Tendenz steigend. Die Vermittlung über Plattformen erleichtert zwar den Zugang zu Arbeit, ermöglicht jedoch auch Machtasymmetrien: Plattformbetreibende fungieren als Vermittler, definieren aber zugleich die Spielregeln für Interaktion, Bezahlung und Bewertung. Oft gelten Gig-Arbeitende offiziell als Selbstständige, wodurch gesetzliche Arbeitnehmerschutzrechte umgangen werden können. Dies führt vermehrt zu prekären Arbeitsverhältnissen, schlechter Bezahlung und intransparenten Entscheidungen seitens der Plattformen.
Das Flagship Gig Economy
An dieser Stelle knüpft das Flagship Gig Economy an. Es verfolgt das Ziel, die Voraussetzungen für faire Arbeitsbedingungen auf drei Ebenen zu verbessern:
- Mikroebene (Arbeiterinnen und Arbeiter)
- Mesoebene (digitale Plattformen)
- Makroebene (Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft)
Kernanliegen ist es, Wissen und Kompetenzen bei den relevanten Akteuren zu stärken, ein Bewertungsinstrument für Plattformen zu etablieren und für mehr Bewusstsein über Risiken und Potenziale der Gig Economy zu sorgen.
Mikroebene
Die Maßnahmen auf Mikroebene richten sich direkt an die Gig-Arbeitenden. Ihnen werden Lern-, Informations- und Beratungsangebote sowie digitale Werkzeuge zur Verfügung gestellt. Diese sollen dazu beitragen, dass sich die Arbeiterinnen und Arbeiter besser über ihre Rechte informieren und langfristige Karrierechancen aufbauen können. Ein Fokus liegt hierbei auf benachteiligten Personengruppen und der Förderung von Geschlechtergerechtigkeit.
Dadurch können die Betroffenen etwa unfaire oder diskriminierende Praktiken leichter erkennen und ihnen wirksamer entgegentreten. Gleichzeitig wird ihre Verhandlungsposition gegenüber Auftraggebenden gestärkt, was langfristig zu besseren Arbeitsbedingungen führen kann.
Mesoebene
Auf Mesoebene setzt das Projekt unter anderem auf die Fairwork Foundation, die 2018 am Oxford Internet Institute ins Leben gerufen wurde und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert wird. Diese Initiative bewertet die Arbeitsbedingungen auf digitalen Plattformen anhand von Prinzipien wie fairer Bezahlung, fairen Verträgen und fairen Managementprozessen. Diese Prinzipien basieren auf internationalen Arbeitsstandards und wurden in einem partizipativen Prozess mit diversen Interessengruppen entwickelt.
Das Flagship Gig Economy unterstützt eine Ausweitung dieser Bewertungsmethode auf über 20 Länder. Durch länderübergreifende Berichte und Plattformrankings werden Entscheidungstragende, Organisationen und Einzelpersonen in die Lage versetzt, fundierte Entscheidungen zu treffen. Außerdem erhalten Plattformen durch Capacity Development konkrete Hilfestellungen, wie sie die Situation ihrer Beschäftigten verbessern können.
Makroebene
Auf der Makroebene liegt das Augenmerk auf politischen Akteuren, Wirtschaftsvertretungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen. In enger Zusammenarbeit mit anderen Flagships, wie etwa der Smart Africa Digital Academy oder den Digitalzentren, werden digitale Lernangebote entwickelt und Multi-Stakeholder-Dialoge initiiert. Dabei geht es um Fragen, wie sich flexible Regulierungen gestalten lassen, die einerseits die Chancen der Gig Economy nutzen, andererseits aber faire Arbeitsverhältnisse gewährleisten.
Übergeordnete Zielsetzung
Insgesamt setzt das Projekt auf einen ganzheitlichen Ansatz:
- Arbeitende werden besser über ihre Rechte informiert und darin bestärkt, nachgefragte Fähigkeiten zu erwerben.
- Plattformen sollen ermutigt werden, selbst für mehr Fairness zu sorgen, indem sie beispielsweise Vergütungsmodelle anpassen oder transparentere Prozesse schaffen.
- Politische Entscheidungstragende und andere zentrale Akteure erhalten fundierte Informationen, um agile, effektive Rahmenbedingungen zu entwickeln.
Auf diese Weise trägt das Flagship Gig Economy dazu bei, weltweit faire Arbeitsbedingungen auf digitalen Plattformen zu stärken und unfaire Praktiken einzudämmen – zum Vorteil von Gig-Arbeitenden und ihrer langfristigen beruflichen Entwicklung.
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