FAIR Forward: Künstliche Intelligenz für alle

Timon Bucher
ca. 4 Minuten Lesezeit

Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) eröffnet auch in Entwicklungs- und Schwellenländern bedeutende Chancen, um Herausforderungen zu bewältigen und die globalen Nachhaltigkeitsziele zu verwirklichen. Beispielsweise ermöglichen KI-gestützte Anwendungen in Ländern wie Tunesien und Indien die Echtzeit-Erkennung von landwirtschaftlichen Krankheiten. KI bietet Analphabeten durch sprachgesteuerte Geräte neue Möglichkeiten und unterstützt Unternehmen bei der Entwicklung innovativer Produkte.

Dennoch stehen viele dieser Länder vor strukturellen Herausforderungen: Rahmenbedingungen, Kapazitäten und Strategien für eine verantwortungsvolle und lokal angepasste KI-Entwicklung fehlen oft. Weniger als die Hälfte der afrikanischen Staaten verfügt über Datenschutzgesetze, und nur wenige Länder wie Kenia und Indien haben eine KI-Strategie etabliert. Dies birgt die Gefahr, dass diese Länder in ihrer technologischen Entwicklung zurückbleiben oder in Abhängigkeit von führenden KI-Nationen geraten. Gleichzeitig können unregulierte KI-Anwendungen bestehende Ungleichheiten und Diskriminierung verstärken.

Zielsetzung und Ansatz

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit hat mit der Initiative FAIR Forward – Künstliche Intelligenz für alle ein Projekt ins Leben gerufen, das sich für eine offene und nachhaltige KI-Nutzung einsetzt. Ziel ist es, Entwicklungs- und Schwellenländer aktiv einzubinden. Die Initiative ist Teil der KI-Strategie der Bundesregierung und arbeitet mit Partnerländern wie Ghana, Ruanda, Uganda, Kenia, Südafrika und Indien zusammen. Dabei verfolgt FAIR Forward drei zentrale Ziele:

  1. Verbesserter Zugang zu KI-Technologien und Trainingsdaten zur Förderung lokaler Innovationen.
  2. Stärkung lokaler KI-Kompetenzen durch Wissensaufbau und Schulungsangebote.
  3. Unterstützung bei der Entwicklung politischer Rahmenbedingungen für eine wertebasierte und datenschutzkonforme KI.

Aktivitäten und Erfolge

  1. Förderung von Sprachtechnologien für lokale Sprachen
    In Zusammenarbeit mit der Mozilla Foundation und lokalen Partnern unterstützt FAIR Forward die Entwicklung offener KI-Trainingsdatensätze in regionalen Sprachen wie Kinyarwanda, Kiswahili und Luganda. Diese Sprachen werden von mehr als 150 Millionen Menschen gesprochen. In Ruanda entwickelte FAIR Forward zusammen mit der nationalen Gesundheitsbehörde einen Covid-19-Chatbot, der in der Landessprache informiert und so den Zugang zu wichtigen Informationen erleichtert.
  2. E-Learning-Kurse für offene KI
    Gemeinsam mit der Makerere University in Uganda wurde ein modularer E-Learning-Kurs zur Erstellung offener Datensätze entwickelt. Dieser Kurs ist auf der Plattform Atingi frei verfügbar und kann an lokale Bedürfnisse angepasst werden.
  3. Unterstützung durch den Lacuna Fund
    FAIR Forward ist Partner des Lacuna Funds, der sich auf die Bereitstellung von repräsentativen KI-Trainingsdaten in Entwicklungs- und Schwellenländern konzentriert. Insbesondere im Bereich Sprachdaten in Afrika unterstützt FAIR Forward den Fund und arbeitet dabei mit Organisationen wie der Rockefeller-Stiftung, Google.org und dem IDRC zusammen.
  4. Offene Satellitendaten für nachhaltige Entwicklung
    FAIR Forward arbeitet mit der Radiant Earth Foundation, um offene Datensätze zu erstellen, die nachhaltige Landwirtschaft und Klimaschutz fördern. In Südafrika werden beispielsweise KI-Modelle zur Klassifizierung von Feldfrüchten entwickelt, die für das Monitoring der landwirtschaftlichen Produktion genutzt werden können.
  5. Regulierungsempfehlungen für Künstliche Intelligenz in Afrika
    Mit Unterstützung von FAIR Forward hat Smart Africa eine panafrikanische Empfehlung zur Regulierung von KI erstellt, den „AI for Africa Blueprint“. Dieser dient als Leitfaden für Mitgliedsländer, ihre eigenen KI-Strategien zu entwickeln. Der Prozess wurde unter Einbindung von Zivilgesellschaft und Privatsektor gestaltet.
Siehe auch  Künstliche Intelligenz App: 9 Revolutionäre KI-Tools

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Timon Bucher
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